Stammbaum Stein und Bubritzki

Source: Mündlicher Bericht von Hans Bubritzki

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Title Mündlicher Bericht von Hans Bubritzki
Date 27.3.2016

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Military Induction: Gustav August Bubritzki

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Am 22. Juni 1944 begann die große Sommeroffensive der sowjetischen Roten Armee an der Ostfront, die schnell mehrere hundert Kilometer voran kam. Im Juli 1944 war die Front etwa 100 Kilometer von der Grenze Ostpreußens entfernt, in Treuburg hörte man Berichten zufolge bereits in der Ferne das Donnern der Geschütze an der Front. Ende des Monats wurden daher ausschließlich Mütter mit mehr als zwei Kindern in Orten in größerer Entfernung zur Grenze gebracht.
Helene Bubritzki, geb. Cziesso, verließ am 31. Juli 1944 mit ihren vier Kindern Helga, Hans, Dagmar und Karin ihr Haus in der Mühlenstrasse 18 in Treuburg. Drei Wochen sollte die Evakuierung dauern, wie ihr Sohn Hans rückblickend berichtete, und sie führte zunächst nur weiter ins Landesinnere von Ostpreußen.
Die Rote Armee war inzwischen bis an die Grenze Ostpreußens vorgerückt und griff ab dem 16. Oktober 1944 massiv an. Während nun die Bevölkerung der grenznahen Landkreise ebenfalls ihre Heimatorte verlassen musste, flüchtete Helene Bubritzki mit ihren vier Kindern weiter Richtung Westen zunächst bis nach Pasewalk (Vorpommern), lebte dann ein knappes halbes Jahr im etwa 20 Kilometer entfernten Ferdinandshof.
Am 12. Januar 1945 griff die Rote Armee wiederum in einer Offensive an, in der deren Verlauf sie durch Polen Richtung Oder vorstieß. Daher musste Helene Bubritzki am 17. März 1945 erneut mit ihren Kindern flüchten. Als sie ihr Quartier verließen, musste auch ihr Sohn Hans beim Tragen helfen. Wie er berichtete, schleppte er einen Netzbeutel, dessen Inhalt durch die Maschen deutlich zu erkennen war: ein Nachttopf für seine beiden jüngeren Schwestern. Das war dem Jungen peinlich, zumal sich einige Kriegsgefangene, die Hans mit seiner Last sahen, sehr über ihn amüsierten.
Drei Tage dauerte die Reise per Zug und führte über Hamburg, wo die fünf Flüchtlinge umsteigen mussten. Hans erinnerte sich, dass seine ältere Schwester Helga in dem Chaos auf dem Bahnsteig zurückblieb, als der Zug abfuhr. Kurzerhand stieg Helene Bubritzki mit ihren übrigen Kindern in Lüneburg wieder aus dem Zug und schärfte ihnen ein, sich nicht von der Stelle zu bewegen. Sie selbst aber fuhr mit einem Zug zurück nach Hamburg, holte ihre Tochter Helga und gelangte schließlich wieder zurück zu den übrigen Geschwistern in Lüneburg.
Weiter ging es nach Bremen, wo die fünf noch einmal Richtung Bremen-Nord umstiegen und schließlich in Vegesack ankamen – dem Ende ihrer Flucht.